Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2016; 51(03): 168-174
DOI: 10.1055/s-0041-103902
Fachwissen
Notfallmedizin
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Kasuistik – 44-jähriger Patient mit Fieber und Hautrötung in der Notaufnahme

Christian Flege
,
Rüdger Kopp
,
Arne Böcker
,
Norbert Pallua
,
Gernot Marx
,
Tim-Philipp Simon
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Publication Date:
29 March 2016 (online)

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Zusammenfassung

Haut- und Weichteilinfektionen können zum Teil einen fulminanten Verlauf nehmen und werden dann schnell lebensbedrohlich, wenn sie nicht rechtzeitig und radikal behandelt werden. In diesem Fall stellte sich ein 44-jähriger Patient ohne Vorerkrankungen mit einer scheinbar harmlosen Bursitis olecrani und unspezifischen Allgemeinsymptomen in unserer Notfallambulanz vor. Innerhalb kürzester Zeit entwickelte sich ein absolut lebensbedrohlicher Zustand.Wir beschreiben den Verlauf während des mehrwöchigen Aufenthalts auf unserer Intensivstation sowie unsere Diagnosen und Therapie-Ansätze.

Abstract

Skin and soft tissue infections may progress rapidly and take a fatal ending unless not treated in time. A 44-year old male patient without any pre-existing conditions got hospitalized with a bursitis ofthe right olecranon and unspecific general symptoms. Within a short period of time he became critically ill due this seemingly harmless infection. We describe our approach leading to the right diagnoses and the treatment of this unexpected progress.

Kernaussagen

  • Die frühen klinischen Symptome des Toxic-Schock-Syndroms (STSS) sind vielfältig und nicht spezifisch.

  • Bei einem therapierefraktären Schock sollte immer die Diagnose eines Toxic-Schock-Syndroms erwogen werden.

  • Entwickelt sich ein STSS oder eine nekrotisierende Fasziitis (NF) aus einer bestehenden Bursitis olecrani, so geht dieser in den meisten Fällen eine Intervention (z. B. Punktion) oder Operation im Gelenk voran [23]. Die Entwicklung dieses Krankheitsbildes aus einer septischen Bursitis ohne vorangegangene Intervention oder Trauma wie in diesem Fall ist hingegen äußerst selten.

  • Trotz resistenzgerechter antiinfektiver Therapie und optimaler intensivmedizinischer Therapie ist die wichtigste Maßnahme für das Überleben des Patienten eine radikale chirurgische Sanierung. Erst nach einem radikalen Weichteildebridement mit einer Fasziektomie und der hieraus resultierenden Reduktion der Keimzahl konnte in diesem Fall der Patient stabilisiert werden.

  • Als antiinfektive Therapie sollte bei gesichertem STSS hochdosiert Penicillin G und Clindamycin eingesetzt werden, z. B. bei ungeklärtem Erreger oder Mischflora behandeln wir zusätzlich mit Piperacillin / Tazobactam.

  • Nicht nur aufgrund der Bedeutung für die Betroffenen, sondern auch aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten kommt der Behandlung des postoperativen Delirs eine große Bedeutung zu. Die Delirprophylaxe kann mit einfachen und kostengünstigen Mitteln erfolgen. Die 2015 veröffentlichte Leitlinie bietet hierzu einen umfassenden Überblick.

Ergänzendes Material